Im Jahre 1917 war in der Nordsee der schon lange befürchtete Zustand eingetreten, daß die U-Bootsauslaufwege durch den Gegner stark vermint waren und es nicht länger verantwortet werden konnte, die U-Boote durch die Deutsche Bucht zu geleiten. Die Wege mußten vorübergehend gesperrt werden. Der bisher nur als Notausgang angesehene Weg durch das Kattegat und um Skagen herum in die Nordsee, bot jetzt die einzige Möglichkeit den U-Bootkrieg noch weiterführen zu können. Bald hatten die Engländer aber auch diese Auslaufwege erkannt und legten Minen im Kattegat, Zur Überprüfung der bisherigen Wege wurden daher vorübergehend auch Sperrbrecher von Kiel aus zu Kontrollfahrten in das Kattegat abgeteilt.

 

Der Einsatz von Wasserflugzeugen auf Sperrbrechern erfolgte zum ersten Mal im Juli 1917 in der Nordsee. Hier wurde am 13.07.1917 von Sperrbrecher Lothar das Flugzeug 1288 und vom Sperrbrecher Rio Pardo das Flugzeug 1177 bei Ameland ausgesetzt. Beide starteten zu Aufklärungsflügen von Sperrbrechern zum Einsatz.

 

Während der Detachierung der II. und III. Sperrbrechergruppe in die Ostsee im Jahre 1918 wurden von Sperrbrechern dort ebenfalls Wasserflugzeuge eingesetzt. So wurden allein von der Rio Pardo aus im Zeitraum 17. – 30.09.1918, ankernd auf der Reede von Koiwist, von den Flugzeugen 1799 und 1807 insgesamt 18 Aufklärungsflüge durchgeführt. Bemerkenswert dürften jedoch 2 Flüge sein. Am 17.09.1918 wurden von dem Flugzeug 1799 während seines Aufklärungsfluges 3 Fotos von dem Hafen Kronstadt gemacht. Kriegstagebuch der Rio Pardo ist hierüber vermerkt, daß diese Fotos „wertvolle Hinweise auf die Zusammensetzung der russischen Flotte haben.“ Schon vorher, am 11.04.1918, wurde von dem Flugzeug 1755, ausgesetzt vom Sperrbrecher Gifhorn, ein anderer bemerkenswerter Flug durchgeführt. Von diesem Flugzeug wurden über Helsingsfors Flugblätter abgeworfen.

 

Insgesamt haben im Ersten Weltkrieg 8 Sperrbrecher mit Flugzeugen operiert, sei es, daß auf ihnen Erprobungen mit Flugzeugen oder Einsatzflüge von den auf den Schiffen eingesetzten Flugzeugen durchgeführt wurden. Es waren dies die Sperrbrecher Gertrud, Gifhorn, Lothar, Rio Negro, Rio Pardo, Solingen, Steigerwald und Wigbert.

Auch zur Erprobung von neuem Gerät wurden Sperrbrecher abgestellt. Ferner wurden sie häufiger als Zielschiffe für U-Boote in die Ostsee entsandt. Der Sperrbrecher Therapia befand sich von Anfang Oktober 1917 bis Kriegsende ausschließlich zu Erprobungen und Versuchen mit den unterschiedlichsten Minenabwehrgeräten in der Ostsee. Bei den Zielschiffahrten für U-Boote in der Kieler Bucht, zu denen nacheinander 7 Sperrbrecher abgestellt wurden, erfolgte am 06.12.1917 die tragische Kollision zwischen den Sperrbrecher Solingen und UB 84, welches dabei sofort gesunken ist.